Ein Jahrzehnt Bildung:
SCHULBANK-Familie feiert 10 Jahre Stipendienprogramm in Tansania!


Liebe SCHULBANK-Familie, Bildungspaten und Freunde,

vor zehn Jahren haben wir uns auf den Weg gemacht, den passenden Ansatz für unsere Entwicklungsarbeit in Tansania zu finden. Wir suchten nach einer Lösung, die bestehende Strukturen sinnvoll einbindet, ohne hohe Investitionen in Gebäude oder Infrastruktur zu erfordern. Unser Handeln sollte bewusst keine westlichen Einflüsse im Bildungsbereich mit sich bringen und die Eigenverantwortung der tansanischen Gesellschaft und ihrer Institutionen einfordern. Unser Ziel war es, eine direkte und effiziente Unterstützung für die motivierte junge Generation zu ermöglichen: Herzlichen Glückwunsch zu 10 Jahren Stipendienprogramm für Waisenkinder in Tansania!

Alexander Kösters, Gründer SCHULBANK e.V.

Darauf sind wir stolz.


Unser Konzept geht auf! Die Erfolge in unserem Programm bestätigen dies eindrucksvoll. Die direkte Investition in Menschen entfacht eine immense Energie und Motivation. Dies zeigt sich nicht nur bei unseren Schülern und Studentinnen, die herausragende Leistungen erzielen, sondern auch bei uns, denn wir schöpfen unsere Kraft aus diesen wunderbaren Begegnungen. Ihre Lebensfreude, Motivation und Optimismus lassen hoffen, dass eine starke nächste Generation in Tansania heranwächst.

In den letzten zehn Jahren haben wir viel über interkulturelle Zusammenarbeit gelernt und wachsen nach wie vor an den Herausforderungen, die sich aus zwei so unterschiedlichen Lebenswelten ergeben. Inzwischen gehen wir jede neue Aufgabe mit einem Perspektivwechsel an, der uns als Team immer wieder aufs Neue herausfordert und gleichzeitig enger zusammenführt.

Monika Pander, SCHULBANK e.V.

Was wir erreicht haben.


Unsere bisherigen Erfolge können sich sehen lassen. In den letzten 10 Jahren haben wir 142 Stipendien vergeben und dafür auf Spendengelder in Höhe von knapp einer halben Million EUR zurückgreifen können. Aktuell bieten wir 100 Stipendienplätze an, die ausschließlich an Voll- und Halbwaisen vergeben werden. Besonders erfreulich ist, dass der überwiegende Teil unserer Stipendiaten ihre Bildungslaufbahn an weiterführenden Schulen, Colleges oder Universitäten fortsetzt und dabei häufig überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen. Hier einige Beispiele auf die wir sehr stolz sind:

Philipp Weischer

Beste Studentin landesweit: Seit 2017 begleiten wir Niwaheri auf ihrem Bildungsweg. Angefangen hat ihre Reise an der St. James Secondary School, seitdem begleiten wir sie auf ihrem Weg am TTCIH (The Tanzanian Training Centre for International Health). Niwaheri ist derzeit im zweiten Jahr ihres klinischen Medizinstudiums und wurde kürzlich als die herausragendste Studentin ihres Fachgebiets im ganzen Land ausgezeichnet.

Jahrgangsbeste in Betriebswirtschaft: Unsere Stipendiatin Vainess hat sich im ersten Studienjahr ihres Bachelor-Studiengangs in Betriebswirtschaft und Finanzen an der St. John’s University in Dodoma als die herausragendste Studentin erwiesen. Vainess hat im ersten Studienjahr beeindruckende 4,8 von 5 Punkten erreicht.

Examen mit Auszeichnung: Seit dem Jahr 2015 gehört Pamela zur SCHULBANK-Familie. Nach ihrem erfolgreichen Abschluss der weiterführenden Schule hat sie ihre Ausbildung zur Krankenschwester an der Edgar Maranta School of Nursing in Ifakara absolviert. Mit viel Engagement hat Pamela ihr Examen mit einem beeindruckenden Durchschnitt von 4,3 (von 5,0) abgeschlossen.

Mutter und Studentin: Johari ist Vollwaise und lebt in einem Waisenhaus in Ifakara. Mit unserer Unterstützung hat Johari ihre Ausbildung zur Krankenschwester ausgezeichnet abgeschlossen und daran ein Studium zur Krankenpflege am renommierten Kilimanjaro Christian Medical Centre angeschlossen. Beeindruckend ist, dass Johari mittlerweile Mutter geworden ist und mit dieser Doppelbelastung weiterhin ihr Studium fortführt.

Spitzennoten auf weiterführender Schule: Von den 75 Schülern, die im Jahr 2022 ihr Abitur an der St. James absolvierten, gehören 12 herausragende Schüler zu unserem Stipendienprogramm. Joshua erstrahlt als der Top-Schüler in Mathematik, Mary glänzt als die Spitzenreiterin in Kiswahili, Masinde überzeugt als der beste Sportler, und Mariam zeigt sich als Schulsprecherin mit beeindruckenden Führungsqualitäten

Herzlichen Glückwunsch! Rhoida wurde als Lehrerin für Geschichte und Englisch an der Kwakilosa Secondary School in der Region Iringa (für Schüler der Klassen eins bis vier) eingestellt. Dieser berufliche Schritt kommt nach ihrem erfolgreichen Abschluss des Lehramtsstudiums an der Universität von Dar es Salaam. Wir gratulieren ihr herzlich zu dieser herausragenden Leistung und wünschen ihr viel Erfolg in ihrer neuen Position!

Gemeinschaftsleistung mit Verantwortungsgefühl.


Wenn wir die Erfolge unserer Stipendiaten hochhalten, so müssen wir gleichzeitig ihr individuelles Engagement würdigen und die großzügige finanzielle Unterstützung all unserer Paten und Sponsoren anerkennen. Doch nicht nur ihnen gebührt Dank, sondern auch den Eltern und Vormündern unserer Stipendiaten, die ihre Schützlinge auf diesem Weg finanziell begleiten.

Ebenso gebührt unser Dank unseren Kooperationspartnern, darunter Schulen, Colleges und Universitäten in Tansania. Durch ihre finanzielle Beteiligung und die Reduzierung von Schulgebühren haben sie und die Eltern einen monetären Beitrag geleistet, der unserer oben genannten Spendensumme nahezu gleichkommt. Auf diese Weise sind sie ihrer elterlichen und gesellschaftlichen Verantwortung in besonders vorbildlicher Weise nachgekommen.

Edgar Mgembe, SCHULBANK e.V.

Nachgedacht – Reflexionen zu unserer Arbeit


Wir setzen uns nach wie vor intensiv damit auseinander, unser Programm kritisch zu überdenken und unsere Ausrichtung zu reflektieren. Wir möchten gerne einige unserer Gedanken und Schlussfolgerungen mit Ihnen teilen.

Frank Kösters, SCHULBANK e.V.

Die ursprüngliche Vorstellung des Patenschaftsgedankens war, 1:1-Beziehungen zwischen unseren „Patenkindern“ und den Paten zu etablieren und zu begleiten. Mit der Zeit mussten wir jedoch einsehen, dass der erforderliche Zeitaufwand von unserem Team nicht bewältigt werden konnte, wie es auch bei vielen anderen Patenschaftsprogrammen der Fall ist. Darüber hinaus haben wir nach den ersten Jahren die sichere Erkenntnis gewonnen, dass unsere Paten, bis auf wenige Ausnahmen, die Kommunikation mit den Patenkindern weder gesucht noch vermisst haben, und in einigen Fällen sogar nicht wünschten.

Eine weitere wichtige Erkenntnis hat etwas länger gedauert: Durch die Personifizierung wurde das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Geber und Empfänger, insbesondere für das „zu Dank verpflichtete“ Patenkind, noch deutlicher. Statt Nähe zu den Stipendiaten haben wir Untergebung und Distanz erlebt und erkannt, dass koloniale Denkmuster auf diese Weise nicht überwunden werden können.

Für alle bestehenden Patenschaften bieten wir auch zukünftig Informationen über die Entwicklung des Patenkindes an. Für zukünftige Unterstützer von SCHULBANK wird ihre monatliche Unterstützung in die Schaffung eines neuen, aber anonymen Stipendienplatzes fließen.

Unser Anspruch an Transparenz und Kommunikation in diesem Netzwerk von Spendern, Stipendiaten und Partnern war immer sehr hoch: Monatliche Newsletter, halbjährliche Schulergebnisse für Paten, 1:1 Kommunikation zwischen Paten und Patenkindern, Online-Rechnungsarchiv, vierteljährliche Elterntreffen, jährliche Veranstaltungen mit Partnerschulen usw. Ehrlicherweise müssen wir uns eingestehen, dass wir diesem Anspruch nicht gerecht geworden sind und dieser auch in mancher Hinsicht zu überzogen gewesen ist. Wir haben festgestellt, dass wir uns für manche Maßnahmen nicht genug Zeit genommen haben, für andere die Zeit fehlte und für wieder andere schlicht die Nachfrage zu gering war.

Inspiriert durch die Corona-Zeit bieten wir mittlerweile jährlich ein bis zwei Online-Treffen an. Ein Format, auf das wir viel positive Rückmeldung bekommen haben und das uns mehr Raum für erzählte Geschichten und individuelle Nachfragen bietet. Nach längerer Stille auf unserer Website können wir seit letztem Jahr auch hier wieder Geschichten rund um unsere Stipendiaten erzählen und möchten zukünftig auf diese Artikel auch wieder über einen regelmäßigen Newsletter informieren.

Die finanzielle Beteiligung der Stipendiaten und ihrer Erziehungsberechtigten ist uns wichtig, um ihr Engagement sicherzustellen und Missbrauch zu verhindern. Bis 2021 haben wir die Eltern und Vormunde mit 30% der Schulgebühren beteiligt und die Gesamtkosten jährlich an die Schulen überwiesen, was zeitaufwendig war und zu Zahlungsrückständen führte. Inzwischen tragen die Eltern die Schulnebenkosten, die in etwa dieselbe Belastung darstellen, direkt und an die Schule.

Über die letzten 10 Jahre ist unser Patenschaftsbeitrag unverändert geblieben. Darauf sind wir stolz, müssen aber auch feststellen, dies nur durch private Ausgleichszahlungen durch Gründer und Vereinsmitglieder erreicht zu haben. Zwei natürliche Gründe führen zu steigenden Kosten: Einerseits geben Schulen ihre Belastung durch steigende Preise und Löhnen selbstverständlich auch weiter an unsere Stipendiaten. Andererseits entwickelt ein Großteil der Stipendiaten die mit uns in der Grundschule begonnen haben, mittlerweile in kostenintensivere Schulformen. Aus diesem Grund werden wir die Rekrutierung neuer Stipendiaten in kostengünstigen Schulformen wieder verstärken, um so die Durchschnittskosten zu senken. Zudem werden wir den monatlichen Spendenbeitrag von 30 EUR auf 40 EUR zum 01.01.2024 erhöhen. Auch wenn diese Erhöhung für bestehende Spender nicht verpflichtend sein kann, bitten wir um Verständnis und Zustimmung.

Vor zehn Jahren waren unsere Kriterien zur Auswahl von Bewerbern noch weit von denen eines Stipendienprogramms entfernt (obwohl sich auch hier die Auswahlkriterien in der Zwischenzeit geändert haben). Wir hatten Bedenken, dass man uns als Eliteprogramm wahrnehmen könnte. Jeder Bewerber, der Bedürftigkeit nachweisen konnte und den Eignungstest der Schule bestand, konnte auf Unterstützung hoffen.

Doch im Laufe der Zeit und mit zunehmendem Bewusstsein für die vergleichsweise hohen Kosten privater Gymnasien stellten wir die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit in Frage, durchschnittliche und weniger leistungsstarke Schülerinnen und Schüler in anspruchsvolle Privatschulen zu bringen, in denen sie möglicherweise nicht erfolgreich sein würden und Gefahr liefen, frustriert die Schule abzubrechen oder zu wechseln.

Daher entschieden wir uns, den schulischen Werdegang der Bewerber sowie ihre Abschlussnoten als Kriterien zur Entscheidungsfindung heranzuziehen. Dies führte zu strengeren Aufnahmekriterien für neue Stipendiaten, und wir empfehlen nun schwächeren Stipendiaten, zu einer einfacheren und kostengünstigeren staatlichen Schule zu wechseln, ohne das Programm verlassen zu müssen. Durch diese Kosteneinsparung können wir derzeit die Stipendien an teuren Privatschulen leichter finanzieren und schaffen gleichzeitig Spielraum für die Schaffung neuer Stipendienplätze.

In den letzten Jahren sind die Forderungen afrikanischer Stimmen, die eine Einstellung oder Reduzierung von Hilfsgeldern fordern, immer lauter geworden. Diese Zahlungen, die oft fehlgeleitet sind, verstärken die Korruption im Land und haben über Jahrzehnte hinweg das individuelle und gesellschaftliche Verantwortungsgefühl für eigenes Handeln erheblich geschwächt.

Obwohl wir unser Programm sehr gut auf diese Risiken ausgerichtet haben, bemerken auch wir diese Nehmermentalität und ringen um Verständnis für die Situation unserer Partner, Stipendiaten und anderer Fundraiser. Oftmals fehlt aus unserer Sicht die Solidarität des Gegenübers für die gemeinsame Sache und die Bereitschaft zur Beteiligung, was uns regelmäßig in ein Motivationsloch fallen lässt und Enttäuschung hervorruft. Dieser Umstand hindert uns immer häufiger daran, unser Engagement über das Stipendienprogramm hinaus auszuweiten und in der Zusammenarbeit Risiken einzugehen. Zugegeben, dies ist kein glänzender Aspekt in dieser Rückschau, gehört jedoch genauso dazu. Mit jedem Treffen unserer Stipendiaten in Iringa verblasst dieser Aspekt jedoch, und Zuversicht kehrt wieder ein.

Wir freuen uns sehr über jeden Gesprächspartner, der uns dabei unterstützt, Lösungen im Spannungsfeld der Entwicklungszusammenarbeit zu erarbeiten.

In der heutigen Zeit muss jegliche Form des Handelns dem Anspruch der Nachhaltigkeit gerecht werden. Bereits vor einem Jahrzehnt haben wir uns das Ziel gesetzt, Spendengelder in hochwertige Bildung zu investieren, und somit unmittelbar in die nachhaltige Entwicklung von Menschen. Laut einer Studie erzielen tansanische Absolventen weiterführender Schulen ein bis zu vierfach höheres Einkommen im Vergleich zu anderen. Wenn wir die Anzahl der Absolventen und die Qualität ihrer Abschlüsse betrachten, können wir zweifelsfrei von einer wertvollen und nachhaltigen Investition sprechen. Bravo!

Stellt sich noch die Frage, ob die Errichtung und der Betrieb einer Bildungseinrichtung für hunderte Schülerinnen und Schüler eine effizientere und somit nachhaltigere Alternative gewesen wäre. Da die Verwaltungskosten unseres Programms äußerst gering sind, fließen unsere Spendengelder ausschließlich in Schulgebühren und schulbezogene Ausgaben, die letztlich zur Finanzierung einer Bildungseinrichtung verwendet werden. Das physische Ziel der Spendenzahlungen ist in beiden Ansätzen also dasselbe. Einzig der Weg des Geldes unterscheidet sich, und bietet uns als SCHULBANK eine erhöhte Flexibilität in Bezug auf die Größe unseres Programms. Zudem gewährleistet die Zweckbindung eine höhere Sicherheit bei der Verwendung der Gelder.

Darüber hinaus haben wir uns als weiteres Nachhaltigkeitsziel gesetzt, die finanzielle Unabhängigkeit des Programms ausschließlich durch tansanische Mittel innerhalb eines Zeitrahmens von 10 bis 20 Jahren zu erreichen. Leider sind wir von diesem Ziel noch weit entfernt, und die Aussicht, dies zu realisieren, schwindet zusehends. Unsere Vorstellung, die Finanzierung durch die Gründung eines sozialen Unternehmens in Tansania zu sichern, erwies sich angesichts unserer finanziellen, insbesondere aber zeitlichen Ressourcen als zu ambitioniert. Selbst staatliche Unterstützung als Geldquelle erweist sich als begrenzt, da selbst die Bafög-Zahlungen an berechtigte Studenten nur zu einem Bruchteil abgedeckt werden können.

Ihre Glückwünsche, unser Rückenwind:

Fühlen Sie sich willkommen, uns ein paar Zeilen zu schreiben:

2 Kommentare
  1. Alexander Kösters sagte:

    Gerne mache ich hier den Aufschlag, gratuliere allen „Familien-Mitgliedern“ von SCHULBANK und bedanke mich für Euer Engagement. Eure Bereitschaft, trotz all der anderen Verpflichtungen im Leben viel Arbeit und Zeit zu investieren, ist bewundernswert. Lieben Dank an Verena, Monika, Markus, Symera & Kevin , Johanna &Frank, Destory, Edgar, Elizabeth u.v.a.

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  2. Monika Pander sagte:

    Auch ich gratuliere SCHULBANK e.V. herzlich! SCHULBANK e.V. Vision ist, benachteiligten Menschen in Tansania durch eine hochwertige Bildung gute Startbedingungen und Chancen für ihr Leben zu ermöglichen. Das war der Grund für mich vor 9 Jahren in dem Projekt mitzuwirken. In den Jahren durfte ich viele motivierte und leistungsbereite junge Menschen auf ihrem Bildungsweg begleiten und fördern. Es lohnt sich in dem Projekt mitzuarbeiten- für die Kinder ,aber auch für mich persönlich. Daher gilt für mich: Ich bin überzeugte SCHULBÄNKLERIN und auch weiter dabei!

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