Bisherige Entwicklungen
2007 erreichte Tansania einen nahezu universellen Zugang zur Grundschulbildung. Seitdem ist die Zahl der Kinder im Grundschulalter jedoch zurückgegangen. Schätzungsweise 2 Millionen Kinder zwischen 7 und 13 Jahren sind außerschulisch. Fast 70 Prozent der Kinder im Alter von 14 bis 17 Jahren sind nicht in der Sekundarstufe eingeschrieben, während nur 3,2 Prozent für die letzten zwei Schuljahre eingeschrieben sind.
Gerechtigkeit und Qualität sind große Herausforderungen. Kinder im Grundschulalter aus den ärmsten Familien besuchen die Schule dreimal seltener als Kinder aus den reichsten Haushalten. Während Schätzungen zufolge 7,9 Prozent der Tansanier mit einer Behinderung leben, haben weniger als 1 Prozent der Kinder in der Vor-, Grund- und Sekundarschule eine Behinderung.
Der Zugang zur Vorschulerziehung ist sehr gering und die schlechte Qualität der Bildung dämpft die Aussichten der Kinder auf eine produktive Zukunft. Das Verhältnis von Schülern zu qualifizierten Lehrern im Vorschulalter beträgt 131: 1. Dieses Verhältnis beträgt 169: 1 in der öffentlichen Vorschule im Vergleich zu 24: 1 in Privatschulen. Die meisten Kinder, insbesondere in ländlichen Gebieten, gehen schlecht vorbereitet in die Grundschule, da sie keinen Zugang zu frühzeitiger Stimulation, schlechte Ernährung und eine schlechte Qualität der Vorschulerziehung haben.
Schulkinder erzielen häufig keine grundlegenden Lernergebnisse wie Alphabetisierung, Rechnen und Lebenskompetenzen, die die zukünftige Leistung bestimmen. Die Ergebnisse der Grundschulabschlussprüfungen 2014 auf dem tansanischen Festland zeigten, dass nur 8 Prozent der Schüler der zweiten Klasse richtig lesen konnten, nur 8 Prozent addieren oder subtrahieren konnten und weniger als 0,1 Prozent ein hohes Maß an Lebenskompetenzen aufwiesen (akademische Note, Selbstvertrauen, Problemlösung).
Mädchen, die ärmsten Kinder, Kinder mit Behinderungen und Kinder, die in unterversorgten Gemeinden leben, sind am anfälligsten dafür, die Schule zu verlassen oder nie zur Schule zu gehen. Frühe Heirat und Schwangerschaft halten Mädchen von der Schule fern. Eine Schwangerschaft bei Jugendlichen führte 2016 dazu, dass fast 3.700 Mädchen die Primar- und Sekundarstufe abbrachen. Mehr als ein Drittel aller Mädchen sind im Alter von 18 Jahren verheiratet, aber Mädchen aus armen Familien sind doppelt so häufig früh verheiratet wie Mädchen aus wohlhabenderen Familien .
Quelle: Unicef
Schwachpunkte der staatlichen Schulen
Lehrkörper. Eines der wohl größten Probleme im tansanischen Bildungssystem ist der überwältigende Mangel qualifizierter Lehrerinnen und Lehrern. Nachvollziehbar ist, dass deren Anzahl nicht im gleichen Umfang steigen konnte, wie die Anzahl der Schüler. In der Konsequenz werden bis heute Hilfslehrer und Lehrer mit einer sehr einfachen Ausbildung durch Teacher Colleges eingestellt. Diese Ausbildung ist für jeden siebzehnjährigen Absolventen der Secondary School (nur einfacher Abschluss) zugänglich. Wie uns viele Schulleiter bestätigten, reicht diese Ausbildung nicht aus, um unter Einsatz neuer Lehrmethoden bessere Ergebnisse zu erzielen. Eine weitere Maßnahme ist die Rekrutierung zusätzlicher Lehrer aus dem Ausland, vornehmlich aus Kenia. Hierzu sind allerdings in der Regel nur Privatschulen in der Lage.
An dieser Stelle müssen auch die Auswirkungen von Aidserkrankung und -Tod angesprochen werden, die ebenfalls zum Notstand unter der Lehrerschaft beiträgt.
Lehrergehälter. Verglichen mit vielen anderen Berufssparten, werden Lehrer in Tansania deutlich unterbezahlt. Teilweise, und vor allem in ländlichen Gebieten, werden sie für mehrere Monate überhaupt nicht oder verspätet bezahlt. Dies hat direkten Einfluss auf die Motivation aller Lehrer, deren Anwesenheit in den Schulen spürbar gering ist. Augrund von Zweit- und Drittjobs der Lehrer, aber auch schlicht durch Demotivation und Resignation, fällt so ein beträchtlicher Teil des Unterrichts einfach aus oder auf die verbleibende Lehrerschaft verteilt.
Diese Umstände sind an Privatschulen mit einer im allgemeinen höheren Vergütung der Lehrerschaft, wesentlich geringer ausgeprägt.
Pädagogischer Anspruch. In vielen Gesprächen haben wir uns berichten lassen, dass die unzureichende Lehrerausbildung aber auch der fehlende Wille zum Umdenken dazu führen, dass nach wie vor veraltete Lehrmethoden angewandt werden, die nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen.
Durch die finanzielle Ausstattung privater Schule und der Anstellung qualifizierterer Lehrer, ist dieses Problem hier wesentlich geringer ausgeprägt, als an staatlichen Schulen.
Klassengrößen. Einer Studie aus 2012 nach, beträgt die durchschnittliche Klassengröße in Tansania 46 Kinder. Hierbei variiert die Zahl deutlich zwischen Schulen in städtischen und solcher in ländlichen Regionen. Auch wenn wir nach unseren deutschen Maßstäben diese Zahl schon für viel zu hoch erachten, so haben wir den Eindruck gewonnen, dass hier eine hohe Varianz vorliegt und insbesondere die staatlichen Schulen in ländlichen Gebieten Klassenstärken von weit über 60 Kindern vorherrschen.
Weniger extrem stellt sich die Situation in Privatschulen dar. Allerdings besteht hier die Gefahr, dass aus wirtschafltichen Gesichtspunkten, die Klassengrößen zu hoch ausfallen.
Lehrmaterial & Mobiliar. In 2012 haben sich in Dar es Salaam 14 Schüler ein Buch geteilt. Im ländlichen Kigoma sind es 41 Kinder gewesen. Computer oder Chemielabore sind in staatlichen Schulen die große Ausnahme und werden nahezu ausschließlich über Spendengelder finanziert.
Schulgebäude. Zeitgleich mit der Abschaffung der Schulgebühren, hat der Staat zehntausende Schulen errichten lassen. Jede Gemeinde besitzt heute wenigstens eine Schule. Diese sind Grundlage für einen Schulbetrieb und setzen ein klares Reformzeichen für die Bevölkerung. Fehlen allerdings die notwendigen Mittel, um die Objekte instand zu halten, so stehen sie ebenfalls für Stillstand und Verfall. Nach einer Dekade sehen wir heute Schulgebäude ohne Fenster und Türen, mit undichten Dächern und katastrophalen Sanitäranlagen.
Schulwege und Verpflegung: Zwei Gründe für tweilweise erhebliche Konzentrationsschwächen. Die Schulwege können auf dem Land mehr als 6 km betragen. Kinder, die sich morgens um 5 Uhr nur mit einer heißen Tasse Tee zu Fuß auf den Schulweg machen, müssen ihren Schultag erschöpft und hungrig beginnen.
Belastung der Eltern. Wie sehr die Abschaffung der Schulgebühren zu einer Entlastaung der Eltern geführt hat, wird kritisch diskutiert. So werden nach wie vor und vielleicht mehr denn je, Nebenkosten für Schulmaterialien, Uniformen, Prüfungen, Mittagessen, Transport, Ausflüge, medizinische Untersuchungen und vieles mehr den Eltern belastet.
FAZIT. Tansanias Gesellschaft steht noch ein weiter Weg bevor, dass Bildungssystem so zu optimieren, dass die nächsten Generationen qualifiziert und motiviert genug sind, die anstehenden Herausforderung zu meistern und ihr Land voranzubringen. Bis dahin ist es nur einem kleinen Teil der Bevölkerung möglich, die Probleme staatlicher Schulen zu umgehen, und ihre Kinder auf Privatschulen ausbilden zu lassen. Aber gerade die flächendeckende Bildung führt erst zu einer allgemeinen Wohlstandsentwicklung und nicht nur zu derjenigen von Eliten.
Wir haben uns die Frage gestellt, wo Schulbank mit seiner Unterstützung sinnvoll ansetzen könnte, ohne dabei die Eigenverantwortung der Gesellschaft und Regierung zu schwächen. Mehrfach wurde uns berichtet, dass eine Unterstützung staatlicher Schulen eher zur Folge hat, dass sich Behörden noch mehr aus ihrer Verantwortung zurückziehen. Des weiteren haben wir ein Land mit einem Wachstum des Bruttoinlandsproduktes von 7,0 Prozent kennengelernt, dass sich dieser Probleme bewusst ist und in der Lage ist, selbständig diese zu lösen.
Unsere Unterstützung gilt denjenigen der Gesellschaft, die nicht ansatzweise die Chance auf eine qualifizierte Bildung haben, Waisenkindern und Kinder armer Familien. Aus unserer Sicht gibt es aktuell nur einen Weg, das erforderliche Bildungniveau zu erhalten: Über Privatschulen und einige wenige staatliche Schulen. Durch unser Stipendienprogramm können wir unsere Unterstützung direkt den Kindern zukommen lassen, ohne Umwege über Dritte, über den Bau von Schulen, die Anschaffung von Schulmaterialien, die Ausbildung von Lehrern etc.. Wir belassen die Lösung der Probleme in den Händen einer Gesellschaft, die Verantwortungsbewusstsein zeigen will und dies auch tut. Wir verzichten so auf Belehrungen und das Überstülpen westlicher Ansichten und Vorgehensweisen, und unterstützen bestehende Schulen und ihre Lehrmethoden, die als Orientierung staatlicher Schulen dienen sollten.
Aktuelle Zahlen und Fakten zum Bildungssystem
Um an dieser Stelle weitestgehend aktuelle Informationen zur Verfügung stellen zu können, verweisen wir auf die Datenerhebungen der Unesco
Privatschulen - Fluch und Segen für Entwicklungsländer
In Afrika wächst die Zahl privater Schulen für benachteiligte Bevölkerungsschichten. Auch die ärmsten Familien sind bereit, für Bildung ihrer Kinder zu bezahlen, da staatliche Schulen häufig nicht den Anforderungen entsprechen.
In Afrika versagen staatliche Schulen bei der Bildung ihrer Schüler. Experten berichten, dass an Tansania öffentlichen Schulen mehrere zehntausend Lehrer fehlen und dass das Wissen der vorhandenen Lehrer so gering ist, dass die Hälfte einen Test für achte Klassen-Schüler nicht bestehen würde. Zwischen 30 und 50% der Lehrer erscheinen sogar gar nicht zum Unterricht. Die Klassen an staatlichen Schulen sind überfüllt, einige Kinder müssen auf dem Boden knien, weil es keine Bänke gibt. Infolgedessen wird nur ein Teil des Lehrplans vermittelt und jeder dritte Schüler muss die Klasse wiederholen. Die Abwesenheit der Lehrer hat oft wirtschaftliche Gründe, da sie mit ihrem Gehalt nicht in der Lage sind, ihre Familien zu ernähren.
Viele arme Eltern in Tansania setzen auf neue Privatschulen für bessere Bildung. Diese Schulen werden von Kirchen, NGOs und Geschäftsleuten betrieben, mit unterschiedlicher Qualität. der Anteil der Eltern, die ihr Kind auf eine Privatschule schicken, wächst schon seit Jahren stetig. Die besten werden von der Kirchen betrieben, bieten gute Bildung und Stipendien. Sie bieten alle Schulstufen von Kindergarten bis Grundschule an, mit dem Ziel gute Bildung zu erschwinglichen Preisen zu liefern.
Unsere Hoffnung ist es, dass private Schulen Leuchttürme für staatliche Schulen sind und sie sich mit der Zeit in ihrer Bildungsqualität verbessern.
Sobald diese Entwicklung eintritt wird auch SCHULBANK ihre Stipendiat(innen) auch auf hochwertige staatliche Schulen anmelden.
Unser Lösungsansatz
Studien
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Auf einen Blick
Häufige Fragen
Was sind die Voraussetzungen für ein Stipendíum?
Bewerber für eines unserer Stipendien muss ein Voll- oder Halbwaise sein. Zu dem muss einen finanzielle Bedürftigkeit des Elternteils oder des Erziehungsberechtigten vorliegen, aus der die Kosten für einen Schulbesuch an einer unserer Partnerschulen nicht möglich ist. Abschließend müssen Bewerber/innen eine mentale und soziale Stabilität aufweisen.
Werden bestimmte Gruppen von Bewerbern bevorzugt?
Grundsätzlich versuchen wir unter unseren Stipendiaten den gesellschaftlichen Querschnitt Tansanias abzubilden. So unterscheiden wir nicht zwischen Geschlechtern, Religionszugehörigkeiten oder sexuellen Orientierungen.
Warum wird eine Selbstbeteiligung erwartet?
Die Selbstbeteiligung der Stipendiaten bzw. ihrer Erziehungsberechtigten ist eines unserer Grundprinzipien. Sie drückt eine Wertschätzung der Stipendiaten gegenüber SCHULBANK aus, verringert also Mitnahmeeffekte und bringt die Ernsthaftigkeit auch der Erziehungsberechtigten zum Ausdruck.
Wie lange dauert eine Schulausbildung in Tansania
Je nach Bildungsweg des einzelnen, kann mit folgenden Jahren gerechnet werden: Grundschulzeit 7 Jahre, weiterführende Schule 4+2 Jahre, Ausbildung 2 Jahre, Colleges bis zu 3 Jahre, Universität ab 3 Jahre.
Was passiert, wenn die Schulergebnisse nicht gut ausfallen?
Sollten die Schulnoten schlecht ausfallen, so ist uns das schon vor Zeugnisvergabe bekannt. Genau für diese Situationen sind unsere Mentoren in engem Kontakt mit Stipendiaten, ihren Lehrern und Elternteilen bzw. Vormunden. Auch haben wir die Möglichkeiten, diesen Schüler/innen eine entsprechende Förderung in Form von Nachhilfeunterricht zukommen zu lassen. Und wenn einmal eine Klasse wiederholt werden muss, dann ist das für SCHULBANK auch kein Drama. Eine echte Lernschwäche ist zu keinem Zeitpunkt ein Grund, das Stipendium vorzeitig zu entziehen.
Warum wird bevorzugt mit Privatschulen zusammen gearbeitet ?
SCHULBANK kooperiert nahezu ausschließlich mit Privatschulen, um im Vergleich zu staatlichen Schulen ein akzeptables Bildungsniveau zu erhalten. So erhalten unsere Stipendiaten eine Chancengleichheit im Vergleich zu Schüler/innen, deren Eltern die Mittel haben, den Bildungsnotstand an staatlichen Schulen zu umgehen. Ein wichtiges Argument ist dabei vor allem die Schulsprache Englisch während der Grundschulzeit an privaten Schulen, wodurch der Übergang zur weiterführenden Schule mit ebenfalls Englisch als Lehrsprache wesentlich einfacher fällt.
Wer entschiedet zwischen den Bewerbern?
Die Auswahl der Kandidaten erfolgt in zwei Schritten. Zunächst werden alle formal Voraussetzungen durch unser Team in Iringa geprüft sowie Interviews und Hausbesuche durchgeführt. Der daraus resultierende Bewerberkreis wird dann in einem deutsch-tansanischen Commitee besprochen und abschließend priorisiert.
FRAGEN SIE UNS
Wir sind ansprechbar! SCHULBANK ist noch so klein, dass Ihr Gesprächspartner immer noch die Arbeit & Herausforderungen in Tansania persönlich kennt.