Ein Blick hinter die Kulissen: Ab nach Tansania!

Wer wählt eigentlich die Kinder aus? Und guckt, dass sie auch wirklich zur Schule gehen? Wer ist Ansprechpartner für die Eltern, Schulen, Waisenhäuser etc.?
Viele Fragen, eine Antwort: Destory. Wer Destory Wilson ist, was seine Position bei Schulbank e.V. ist und vielen weitere Fragen ist Martje Fiege im folgenden Interview auf die Spur gegangen. 
 
Martje: Hallo Destory! Schön, dass du ein bisschen Zeit für mich gefunden hast.  Kannst du  mir ein paar Informationen zu deiner Person geben?
Destory: Natürlich. Mein Name ist Destory, ich bin 34 Jahre alt, lebe mit meiner Familie in Iringa und arbeite hier vor Ort für Schulbank e.V..
Martje: Was genau sind denn deine Aufgabenfelder?
Destory:  In den letzten drei Monaten war es vorallem meine Aufgabe geeignete Kinder für das Stipendienprogramm auszuwählen. Das bedeutet, dass ich zunächst Schülerprofile angelegt habe, dann potenzielle Kinder und ihre Familien interviewt habe, die Ergebnisse dokumentiert wurden und anschließend Verträge zwischen den Eltern und Schulbank e.V. geschlossen wurden.
Martje: Und wie geht es nun weiter?
Destory: Jetzt ist es meine Aufgabe zu schauen, dass die Kinder regelmäßig zur Schule gehen und ihre schulischen Leistungen und persönliche Entwicklung schriftlich zu dokumentieren, damit die Paten wissen, wie sich ihr Kind entwickelt.
Martje: Was machst du denn, wenn ein Kind nur unregelmäßig die Schule besucht?
Destory: In einem solchen Fall werde ich direkt die Familie kontaktieren, die Gründe erfragen und einen Weg suchen, damit das Kind die Schule schnell wieder täglich besucht. Damit es gar nicht erst zu solchen Fällen kommt, gehört es auch zu meinen Aufgaben im engen Kontakt zu den Lehrern zu stehen.
Martje: Wie es scheint, hast du eine sehr vielfältige Arbeit. Gibt es denn nun noch Tätigkeiten von denen wir noch nichts wissen?
Destory: Nun, im Endeffekt kümmere ich mich um alles, was noch hinter dem Rücken abläuft. Dazu zählen die Auswahl von geeigneten Schulen, die Verhandlung über Schulgebühren, Bezahlung der Schulgebühren, Verträge dokumentieren, Schulbank e.V. repräsentieren und insbesondere die enge Kommunikation zu den Mitgliedern von Schulbank e.V. in Deutschland.
Martje: Das ist ja doch einiges! Nach welchen Kriterien werden die Schulen denn ausgewählt?
Destory: Im Mittelpunk steht die Bildung des Kindes, deswegen benötigen wir Schulen, die einen hohen Bildungsstandard haben. Meistens sind das in Tansania Privatschulen, aber vereinzelt gibt es auch sehr gute öffentliche Schulen. Es werden jährlich landesweite Prüfungen abgelegt, an deren Ergebnissen wir die Schulen unteranderem mitauswählen.
Martje: Und was ist deiner Meinung nach das größte Problem im tansanischen Schulsystem?
Destroy: Das ist eine sehr schwierige Frage mit der man seriös umgehen muss. Zunächst einmal gibt es viele Faktoren. Dazu zählen zum Beispiel die viel zu großen Klassen an öffentlichen Schulen, aber das Sprachproblem.
Martje: Inwiefern gibt es denn ein Sprachproblem? Also mir ist bewusst, dass die Menschen Kiswahili sprechen, aber wird denn nicht auch in ihrer Landessprache unterrichtet?
Destory: Genau, unsere Landessprache ist Kiswahili. In der Grundschule wird auf kiswahili unterrichtet und die Schüler lernen zudem Englisch. Allerdings findet dann auf der weiterführenden Schule der komplette Unterricht in Englisch statt. Zu diese Zeitpunkt beherrschen die meisten Kinder die Sprache aber noch nicht gut genug, um folgen zu können. Deswegen hoffe ich sehr, dass das Programm die Kinder vor diesem Problem schützen kann, da sie direkt Schulen besuchen, in denen Englisch höchste Priorität hat.
Martje: Das muss ja wirklich deprimierend für die Schüler sein. Gut, dass du Schulen aussuchst, wo Englisch von Anfang ein Thema ist. Wie bist du denn eigentlich zu dem Projekt gekommen und was hast du davor gemacht?
Destory:  Ich habe zuerst Betriebswirtschaft und im Anschluss „Master of Business Administration“ an der Universität hier in Iringa studiert. Anschließend habe ich für fünf Jahre bei Neema Crafts gearbeitet, wo ich die Buchhaltung übernommen habe und als Koordinator für ein Stipendiumprogramm zuständig war. Außderdem..
Martje: Stopp- kurze Zwischenfrage. Was ist Neema Crafts?
Destory:  Neema Craft ist ein Center, was behinderten Menschen zum Beispiel im Verkauf eines eigenen Ladens Arbeit gibt. Das Center ist ein Projekt der Diözese Ruaha, in der auch Iringa liegt, wo ich außerdem über lange Zeit als erster Buchhalter tätig war.
Martje:  Da hast du ja wirklich schon viele Jahre Erfahrung gesammelt. Und wie hast du nun die Gründer Verena und Alexander Kösters kennengelernt?
Destroy: Wir wurden durch eine ältere Dame, die für einige Jahre als Freiwillige bei Neema Crafts gearbeitet hat, zusammen gebracht und ich war von der Idee der beiden sehr begeistert!
Martje: Hast du eigentlich selbst Kinder? Und bist du verheiratet?
Destory: Meine Frau Theresia ist selbst Lehrerin an einer weiterführenden Schule und wir leben zusammen mit unserer Tochter Janeth hier in Iringa.
Martje: Destory, vielen Dank für deine Antworten und meinen Respekt für die Arbeit, die du in Tansania für Schulbank e.V. leistest.
Destory: Gerne!