Schulbank im Deutschlandfunk

Gespannt saßen wir letzten Freitag um 14:35 Uhr vor unseren Laptops, um den Beitrag über Schulbank e.V. im Deutschlandfunk zu verfolgen. Manch einer von uns, der viel Zeit und Herz in Schulbank investiert, musste ein Tränchen wegdrücken. Toll, so ein großes Publikum erreichen zu können. Wer den Beitrag verpasst hat, kann ihn sich an dieser Stelle nachträglich anhören.


Gerne möchten wir auch Stellung zu den Einschätzungen von Frau Dorothea Schönfeld (Bildungsexpertin bei der Kindernothilfe) nehmen, die unser Stipendien-Programm im Nachgang des Beitrags kritisch bewertet hat:
 1) Ausschließliche Zusammenarbeit mit Privatschulen, keine Unterstützung staatlicher Schulen.
Richtig ist, dass Schulbank derzeit mit 4 Privatschulen und 1 staatlichen Schule zusammenarbeitet, wobei letztere im offiziellen Schulranking Platz 1 in der Region Iringa einnimmt! Partnerschaften mit Privatschulen gehen wir nicht ein, um aus Waisenkindern eine Elite zu formen. Sie sind vielmehr unumgänglich für uns. Das Bildungsniveau an staatliche Schulen, vor allem an Grundschulen, kann derzeit nur als desaströs bezeichnet werden. Fehlende, unterqualifizierte und schlecht bezahlte Lehrer, sowie fehlende Lehrmaterialien und sonstige Infrastruktur (Trinkwasser, Ernährungsprogramm, Toiletten…) verhindern eine qualifizierte Vorbereitung für den weiteren Bildungsweg. Weitere Infos zur Bildungsmisere in Tansania finden Sie im letzten Uwezo Report 2012. Weiterhin möchten wir an dieser Stelle auf die Studie „The role and impact of private schools in developing countries“ verweisen.
Schulbank e.V. kann und will nicht die Probleme staatlicher Schulen lösen. Dies ist die originäre Aufgabe des Staates, hier muss die Verantwortung verankert sein. Wir verlassen hier ganz bewusst die Pfade der bisherigen Entwicklungshilfe und versuchen nicht durch inhaltliche und finanzielle Einflussnahme, dem Land Tansania unsere westlichen Vorstellungen zum Aufbau eines Bildungssystems aufzuerlegen. So ein Eingriff verletzt nicht nur das Selbstwertgefühl der Gesellschaft, sondern führt dazu, die Selbstverantwortung und Initiative von Behörden und Lehrern zu schwächen. Nicht selten reduzieren tansanische Behörden ihre finanzielle Unterstützung von Schulen, sobald das Engagement westlicher Hilfsorganisationen steigt.
Ein weiterer Aspekt im Zusammenhang finanzieller Unterstützung staatlicher Schulen ist die Korruption, sowie die Wirkung und Langlebigkeit der Investition. Viele NGOs die sich in Bildungsprojekten in Tansania einbringen können, ebenso wie wir von Schulbank, berichten, dass eine Kontrolle der Mittelverwendung nur sehr schwer nachzuvollziehen ist, sobald Politiker, Behörden und Direktoren involviert sind. Leider müssen wir diese Tatsache verallgemeinern. Des Weiteren fließen Hilfsgelder häufig in infrastrukturelle Projekte wie den Bau von Schulgebäuden, Toilettensanierung, Küche etc. ein. Diese Art von Projekten, die häufig komplex und undurchsichtig sind, und oftmals an den grundsätzlichen Problemen der Schulen vorbeigehen, will Schulbank nicht fördern.
Schulbank e.V. will das Bildungsproblem von Kindern aus ärmlichen Verhältnissen lösen, nicht das des Staates. Probleme, welche die tansanische Mittelschicht bereits durch die umfangreiche Nutzung von Privatschulen umgeht. Hier haben wir mit unserem Stipendien-Programm einen Weg gefunden, nachhaltig und nachvollziehbar zu helfen. Mit Prozessen und Zahlungswegen, die kontrollierbar sind. Mit Ergebnissen, die für uns und unserer Unterstützer messbar sind. Unsere finanzielle Unterstützung kommt indirekt denen zugute, die das Bildungsniveau des Landes steigern und als Maßstab und Vorbild für andere Schulen dienen.
So wie wir heute schon die herausragende staatliche Schule Ukombozi unterstützen, und dies im nächsten Jahr nicht nur durch Zahlung von Schulgeldern und Nebenkosten tun, so werden wir auch in Zukunft ständig selbst reflektieren, ob wir unsere Mittelverwendung hin zu hochwertigen und gleichfalls günstigen staatlichen Schulen verschieben können, oder unsere Unterstützung gänzlich nicht mehr benötigt wird.
2) Langfristige Nachhaltigkeit des Stipendien-Programms unsicher.
Diese Sorge ist grundsätzlich bei kleinen und großen Projekten berechtigt und muss frühzeitig konzeptionell beantwortet werden. Für Schulbank stellt sich die Frage, ob das Stipendien-Programm ab einen bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft auch eigenständig, also ohne die finanzielle Unterstützung aus Europa fortgeführt werden kann. Hierzu gibt es drei Gedanken, die wir frühzeitig in unsere Planung einfließen lassen haben:
a) Finanzielle Unterstützung aus Tansania: Schon heute werden mehr als 50% der Kosten eines Stipendiats durch tansanische Unterstützung getragen. Ohne die Reduzierung von Gebühren seitens der Schulen, Einzelspenden von tansanischen Großunternehmen und ohne die finanzielle Beteiligung der Eltern, würde die Reichweite des Stipendien-Programms sehr klein ausfallen.
b) Finanzielle Absicherung: Durch einen großzügigen Kapitalstock des Vereins, der sich aus Privatspenden der Gründer und Mitglieder zusammenstellt, kann eine Erstausbildung für rund 100 Kindern in den nächsten 10 Jahren gewährleistet werden.
c) Social Business: Die oben erwähnte finanzielle Absicherung von Schulbank e.V. ermöglicht uns den Freiraum für die Planung und Umsetzung eines profitablen Geschäftsmodells mit Sitz in Tansania, aus dessen Gewinnen das Stipendien-Programm teilweise oder ganz finanziert werden kann.
3) Finanzielle Beteiligung schließt arme Familien aus.
Diese Schlussfolgerung können wir nicht teilen. Eltern oder Waisenhäuser müssen 25% der zu zahlenden Schulgebühren und Nebenkosten mittragen. Das ist durchaus für viele Eltern eine große Herausforderung, die aber auch von den meisten Bewerbern angenommen wird (Beispielsweise hat die Selbstbeteiligung einen Gegenwert von 10 verkauften Hühnern pro Jahr). Und für diejenigen Eltern und Vormunde, die diesen Anteil nicht tragen können, gibt es auch immer eine Lösung. Wichtig ist uns bei der eingeforderten Beteiligung, den Willen und das Engagement der Familien und Waisenhäuser abzufragen und sie für ihre Verantwortung zu sensibilisieren, angemessene Rahmenbedingungen für die Bildung ihres Kindes zu schaffen. Jeder Tansanier mit dem wir über das Stipendien-Programm gesprochen haben, hat uns die Richtigkeit dieser Beteiligung bestätigt.
4) Begrenzte Hilfe und Neid:
Ja, unsere Hilfe ist natürlicherweise auf eine Anzahl von Kindern begrenzt,  denen wir helfen können. Das schließt im Umkehrschluss Kinder aus und tut uns im Herzen weh. Im Übrigen, eine Limitierung erfährt jede Hilfsorganisation, egal ob sie Stipendien vergibt, Schulen baut oder Brunnen bohrt. Je persönlicher die Limitierung ausfällt, desto mehr Neid kommt auf? Diese Frage haben wir direkt einmal unserem Büro in Iringa gestellt. Es zeichnete sich schnell ab, dass man ein so ausgeprägtes Neid-Gefühl wie wir es aus Deutschland kennen, im Süden Tansanias nicht kennt. Vielfach haben wir eher Freude der gesamten Gemeinde erlebt, die sich über die Chance des Einzelnen freuen. Sogar das familienübergreifende Zusammenlegen für Zahlung der Schulgebühren konnten wir beobachten.
5) Verwendung der Spendengelder
Selbstverständlich fallen auch bei Schulbank Verwaltungskosten und Aufwände an. Glücklicherweise können alle Verwaltungs- und Personalkosten aus Privatmitteln der Vereinsmitglieder getragen werden. Des Weiteren bemühen wir uns, Kommunikation und Werbung so effektiv wie möglich online zu gestalten und auf Post-Mailings und allerlei gedruckten Patenschaftsmappen und Flugblätter zu vermeiden.